Dienstag, 16. Februar 2010

Rookie’s Dream

„I hate reality, but it’s the only place where i can get a cold beer.“
Jakob Etzold

„...komm nikt zu sspaet!“
Tom Waits



Die perfekte Bar. Wir schreiben das Jahr 2227, Reisen durch Zeit und Raum sind schon lange möglich, und die Bedeutung von Jetlag hat bis dato ungeahnte Dimensionen angenommen.
Die einzige Rettung: Ein steifer Drink.
Der beste Platz hierfür: Rum & Ähre - die Bar am Rande des Universums, auch bekannt als Rookie Lee’s Place.
Hinter der geheimnisvollen Tür mit der einfachen Aufschrift ‚kein Zutritt ohne vorheriges Hausverbot oder existierendes „Wanted in Time and Space“- Fahndungsbild‘ treffen wir auf drei Gestalten, im Halbdunkel an der Bar sitzend, schweigend vor ihren Getränken. Bei genauerem Hinschauen kann man sie sogar erkennen. Ganz links Ian Curtis, melancholich verträumter Blick, seine stoischen Lippen bewegen sich nur, um einen weiteren Gin die Kehle runter gleiten zu lassen. Auf der rechten Seite der Bar Billy the Kid, zappelig unter seinem Hut und auf seinem Barhocker, die Augen dieselbe berauschte Farbe wie der Bourbon in seinem Glas. In der Mitte dann, Robert Mitchum wie er mit verspielt zynischen Mundwinkeln und klarem Blick den zur Neige gehenden synthetischen Agavenschnapps im Becher vor sich fixiert.
So sitzen unsere drei Freunde nun rauchend dort und lassen die Jahrhunderte vor ihrem imaginären Auge im blauen Dunst Revue passieren. Im Hintergrund zieht eine gedämpft vor sich hin knaxende Calypso Platte ihre nostalgischen Kreise. In einer abgelegenen Ecke der Bar versucht eine Cheerleaderin der New York Giants mit einem Sexytanz die Aufmerksamkeit der Tresengesellschaft zu erhaschen, was ihr aber misslingt.
Die drei Augenpaare unserer Freunde richten sich nun gleichzeitig leicht nach oben, auf eine vierte Gestalt, hinter dem Tresen. Lässig an seinen Bartisch lehnend, die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, Zigarette im linken Mundwinkel, die Haare akkurat mit Hyper-Hydro-Wax 3000 nach hinten gelegt - slick as a motherfucker - schauen wir Jakob „Rookie Lee“ Etzold.
Die düsteren Gesichter unserer Freunde entwölken sich ein wenig, aus drei Kehlen ertönt es gleichzeitig:
„Make it double, Jakob!“


„...sir? Mr. Etzold, wake up, please!“
„Cheers...
What?“
Verdammt, Landung verschlafen. Zu viel mit Groll gezecht, gestern Nacht. Erster Transatlantik, Reisefieber – kein Wunder. Die Stewardess wirkt leicht genervt und unsanft. Na ja, auch kein Wunder nach diesem Flug.
Bis auf die beiden ist die Boing schon leer, die Jungs anscheinend schon draußen. Verdammt. Jetlag + Hangover = brutal. Mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, gleichzeitig zu gähnen und zu sprechen, holt Jabob geistesgegenwärtig die ersten elementaren Erkundigungen ein.
„Where can i get a cold beer around here?“
Als er in Erwartung einer Antwort wieder zur Flugbegleiterin blickt, steht statt derer eine Cheerleaderin der New York Giants vor ihm. Zu allem Überfluss trägt sie den Cowboyhut von Billy the Kid.
„No cold beer where you are going, son.“
Die Kabinenlichter beginnen timburtonesque zu flackern, und wie aus dem Nichts tauchen hinter der Cheerleaderin zwei in obligatorisch schwarzen Anzügen gekleidete Herren mit Sonnenbrillen und ‚Clockwork Orange‘ Hüten auf. Man vernimmt das zweimalige Klicken von Handschellen, fast wie stereo. Jakob Etzolds Fahndungsfotos hängen schon seit Wochen auf allen New Yorker Flughäfen.
Als Jakob den Gang entlang abgeführt wird, kneift ihm die vordem Flugbegleiterin jetzt Hüpfdole noch einmal kräftig und verwegen in den Po.
„You are a naughty boy, Mr. Etzold.“



„...Schaatz, aufwachen, du kommst zu spät in deine Bar.“
„Autsch.
Verdammt.
Wo ist meine Haarcreme?“
Jetzt aber pronto ins Stagger Lee. Pünktlich sein. Es gibt die letzten Reisebesprechungen mit den Jungs. Und kaltes Bier.


Als Jakob frisch frisiert im Stagger Lee eintrifft, sitzen Goncalo, Groll und Bender schon an der Theke, während Riebel in einer abgelegenen Ecke der Bar einen etwas merkwürdig anmutenden Motivationstanz aufführt. Die Barbeleuchtung scheint unmerklich zu flackern. Einen Wimpernschlag später befindet sich eine Flasche Tegernseer Weißes in Etzolds Hand.
Plopp.

6 Kommentare:

  1. Welcome, Sir Robert Ian Bukowski, The Kubrick Kid;
    On Continetal Airlines, sir.

    Fabulantasic !

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  2. Egal, was Du nimmst, Sven... nimm mehr davon und schreib ein Buch...

    Verdammte Scheisse, ick liebe Dein'' Schraibschtiel...

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  3. ach ja, und Goncalo hat auch 'ne Klatsche... oder sollte ich ihn Charles, Stanley oder Douglas nennen...???

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  4. Hat Herr Riebel etwa einen Ghostwriter von dem wir nichts wissen?

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  5. liebster jens,
    vielen dank für dein lob, doch es gilt herrn bender. den text, den er verfasste, hat längere zeit gebraucht, denn sein zweifinger such system bedient die tastatur nur schleppend. ich wollte ihm das einstellen dann ersparen und habe es in die hand genommen...ich werde ihm von deinem gefühlsausbruch berichten.
    ahoi

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  6. Nennen Sie mich Steve McQueen-Hendrix.

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